1. Grundidee und inhaltlicher Anspruch

Seit Ende der 1990er konnten sich viele journalistische Angebote im Internet etablieren und hohe Leserreichweiten mit ihren Webangeboten ausbauen. Prominente Beispiele sind hier Spiegel Online oder Focus Online. Natürlich haben auch regionale Verlage längst ihre Internetangebote ausgebaut, wie unter anderem die Neue Westfälische mit nw-news.de oder die Rhein-Zeitung mit dem gleichnamigen Onlineportal.
Die meisten dieser Angebote verfolgen das Ziel, möglichst schnell und aktuell den Leser über das Tagesgeschehen zu informieren. Nachrichten, verpackt in leicht konsumierbaren Berichten, machen den Hauptanteil des inhaltlichen Angebots aus.
Der Betzdorfer Blick (betzdorfer-blick.de) verfolgt einen gegenteiligen Ansatz: wenige, aber dafür meist hintergründigere Inhalte, erzählt in Reportagen, Portraits und Vor-Ort-Berichten. Das Storytelling orientiert sich eher an Magazinen als Zeitungen oder News-Portalen.
Die Themen sind so gewählt, dass sie im Gegensatz zu tagesaktuellen Nachrichten im besten Falle noch nach längerer Zeit ab Veröffentlichung lesenswert sind. Da es sich um eine Online-Publikation handelt, kann dieses Merkmal der Zeitlosigkeit voll zur Entfaltung kommen. Denn der Betzdorfer Blick ist nicht an den zeitlich eingeschränkten Vertrieb über ein Kiosk gebunden.
Eine weitere Besonderheit des Betzdorfer Blicks ist, dass er sich auf ein relativ kleines Gebiet beschränkt: die Verbandsgemeinde Betzdorf und ihre Gemeinden, gelegen im nördlichsten Bereich von Rheinland-Pfalz. Die Leser identifizieren sich aufgrund seiner Heimat-Sozialisation mit den Inhalten der Seite. Folglich ist auch die Zielgruppe relativ begrenzt: die rund 20.000 Einwohner des Gebiets sowie Leser aus den Nachbargemeinden, die aufgrund der Nähe zur Verbandsgemeinde einen persönlichen Bezug zu den Geschichten aufweisen. Etwas vergrößert wird die Zielgruppe durch ehemalige „Betzdorfer“, die zwar nicht mehr in der Verbandsgemeinde wohnen, aber sich immer noch für ihre alte Heimat interessieren. Auch sie erreicht das Magazin Dank der freien Zugänglichkeit über das Internet. Eine Print-Publikation wäre dazu kaum in der Lage.
Um dem Besucher Orientierung zu geben, wählt der Betzdorfer Blick die Einteilung in einzelne Kategorien als didaktisches Instrument. Sie folgen allerdings nicht dem bekannten News-Portal-Schema, wonach die Themen entlang der klassischen Ressorts aufgeteilt sind. Dieser Weg wurde erstens eingeschlagen, um sich bewusst von etablierten Medien abzugrenzen und ein Alleinstellungsmerkmal zu bieten sowie zweitens, um thematische Überschneidungen zu minimieren.
Ausgehend von den Inhalten gliedern sich die Kategorien in drei Punkte: „Menschen“, „Blick zurück“ und „2. Blick“.
In „Menschen“ finden sich Artikel, die sich Einzelschicksalen widmen. Hier stehen Personen im Vordergrund, die interessante Besonderheiten in ihrem Charakter und Lebensweg aufweisen.
Der „Blick zurück“ widmet sich historischen Ereignissen, die im kollektiven Gedächtnis der Region tief verankert sind (Bsp. „Jahrhundert-Hochwasser“). Außerdem sind hier Geschichten über Persönlichkeiten auffindbar, sofern sie einen historisch relevanten Bezug besitzen.
Die Stories im „2. Blick“ greifen Ereignisse auf, die auf Eindrücken vor Ort basieren. Hier werden Stimmungen aufgegriffen und eingeordnet, die sich vielleicht erst auf den zweiten Blick offenbaren.

2. Visueller Anspruch und technische Umsetzung

Auch visuell hebt sich der Betzdorfer Blick von aktualitätsorientierten Webangeboten ab:
• keine Seitenspalten beeinflussen den Lesefluss;
• das Layout folgt dem Inhalt;
• großformatige Bilder ziehen den Betrachter direkt in das Geschehen.


Die einzelnen Artikel stellen hinsichtlich ihres Layouts meistens Unikate dar. Die Positionierung der Texte und Bilder orientiert sich an der jeweiligen Thematik und Stimmung der Geschichte. Bildelemente und Text bilden im besten Fall eine Einheit. Die Leser erfassen die Inhalte durch die gewohnten Scroll- bzw. Wischbewegungen.


Auf die bei News-Seiten üblichen Seitenblöcke, in denen weitere Inhalte des Angebots beworben werden, wird verzichtet. Grundsätzlich soll der Leser nicht von zu viel Text „erschlagen“ werden. Deshalb findet er relativ viel Weißraum (auf einer Artikelseite passend zur Aussage Schwarzraum) vor.
Ein weiterer Anspruch war, dass sich der Bildschirminhalt der jeweiligen Leseoberfläche (Desktop-Bildschirm, Smartphone, Tablet) anpasst (also responsiv ist).


Die frei zugängliche Blog-Software Wordpress wurde zur Umsetzung der oben beschriebenen visuellen Ansprüche genutzt. Zusätzlich wurde eine Oberfläche (Theme) eingerichtet. Da sich das Theme des Anbieters wpzoom.com als eher ungeeignet für Magazin-Seiten erwies – es waren schlicht zu wenig Anpassungsmöglichkeiten vorhanden; die Installierung diverser sog. Plugins (also Erweiterungspakete) und Veränderungen im CSS halfen auch nicht – kam das Theme von themify.me zum Einsatz.
Allerdings waren auch hier diverse Anpassungen nötig:
• Umprogrammierung des Stylesheet-CSS, damit der Header (Logo, Menü) nicht überdimensioniert erscheint;
• Entwurf einer neuen, übersichtlichen Startseite bzw. einen neuen Home-Übersichtsbereich, bei dem Artikel manuell eingefügt und verlinkt werden;
• Installation und Anpassung verschiedenerer Plugins (Originalnamen teils eingedeutscht zur besseren Verständlichkeit):
o Google Analytics, um Besucherzahlen- und Merkmale analysieren zu können;
o Share Buttons, die am rechten Rand erscheinen und „haftenbleiben“ beim Scrollen. So soll der Besucher dazu motiviert werden, den jeweiligen Artikel möglichst komfortabel zu teilen. Wichtig war hier, dass auch Whatsapp integriert ist, da die digitale Kommunikation über diesen Messengerdienst bei jüngeren Nutzern schon höher ist als über Facebook.
o Kontaktformular, damit Interessierte unkompliziert Kontakt aufnehmen können;
o Kommentarfunktion mittels Facebook- oder Twitter-Account, um die Hemmschwelle zu kommentieren möglichst gering zu halten und trotzdem Spam vorzubeugen;
o Storyform, das Artikel bei Bedarf in ein responsives Mehrspalten-Layout umwandelt;
o WP Super Cache, damit der Zwischenspeicher nach Bedarf sofort gelöscht werden kann. So werden Änderungen sofort sichtbar.
Die Erstellung der Artikel mittels dem Themify-Theme gestaltete sich dann als relativ komplex und bedurfte umfangreiche Einarbeitungszeiten. Das klassische, recht einfache Wordpress-Formular wird durch ein System ersetzt mit umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten, die sich einem erst mit der Zeit erschließen. Letztlich konnten aber die meisten visuellen Ansprüche an modernes digitales Storytelling verwirklicht werden.


Das Logo
Nach der Erstellung und das Testen im Bekanntenkreis von verschiedenen Versionen entschied ich mich für ein minimalistisches Logo. Drei Aspekte soll es abdecken:
• Die Klammern sind visuell an angle brackets angelehnt, die in der Programmiersprache HTML verwendet werden. So soll der spezielle Internet-Charakter des Magazins herausgestellt werden.
• Die brackets klammern einen Kreis ein, der für eine Ganzheitlichkeit der Themen steht. Gleichzeitig vermittelt seine Farbgebung, Orange, ein Gefühl des Neuen – eine klare Bezugnahme auf den Anspruch des Betzdorfer Blicks, sich von traditionellen Medien abzugrenzen.
• Durch Farbgebung und Größenverhältnis bilden die Klammern und der Punkt ein symbolhaftes Auge. Angelehnt an den Magazinnamen, Betzdorfer Blick, blickt es den Besucher direkt an.

3. Exemplarisch ausgewählte Artikel

 

Das Jahrhundert-Hochwasser

1984 wurde Betzdorf von einem Hochwasser heimgesucht, das bis dahin seines gleichen suchte und so auch nie wieder vorkam. Immer wieder habe ich Erzählungen in meiner Jugend von diesem „Jahrhundertereignis“ gehört – allerdings nur einzelne Puzzleteile. Die Vorgänge im Gesamten und greifbare visuelle Eindrücke waren kaum erfassbar. Im Laufe des letzten Jahres änderte sich dies zum Teil für mich. Der Geschäftsführer des Betzdorfer Geschichtsverein hatte digitalisiertes Videomaterial auf einem Konzert der Stadtkapelle präsentiert, worüber ich für den AK Kurier berichtete.
Als ich das Online-Magazin konzipierte, kam mir das gezeigte Video wieder in den Sinn. Denn ein historisches Ereignis von solcher Tragweite mit bewegten Bildern, die bisher kaum jemand zu Gesicht bekam, passte perfekt zu dem Anspruch des Betzdorfer Blick.
Ich nahm Kontakt zu dem Geschäftsführer, Gerd Bäumers, auf. Schließlich fand nach langer Vorlaufzeit durch Terminstress von Seiten Gerd Bäumers ein Gespräch statt. Er erklärte mir die Hintergründe des Hochwassers und stellte mir in Aussicht, das Videomaterial und einige Fotos zur Verfügung zu stellen, sofern ich das Einverständnis des Urhebers vorweisen könne. Dies gelang mir schließlich.
Parallel zu der Video- und Fotosuche recherchierte ich in der Universitätsbibliothek Siegen nach alten Artikel der Siegener Zeitung und der Rhein-Zeitung über die Tage der Unwetterkatastrophe.
Aber Fotos und Hintergrundinformationen wären für eine emotional packende Geschichte nicht ausreichend gewesen. Also nahm ich zum örtlichen Technischen Hilfswerk Kontakt auf. So wurde mir der Kontakt zu einem Helfer vermittelt, der damals im Einsatz war: Matthias Rötter. Mit ihm traf ich mich schließlich kurz vor Weihnachten in seinem Haus in Scheuerfeld. Dadurch bekam ich zusätzliche Eindrücke aus erster Hand.
Diese Angaben ergänzte ich um Hintergrundinformationen des heutigen Hochwasserschutzbeauftragen der Betzdorfer Verwaltung, Konrad Klein. Wie sich herausstellte, war er ebenfalls als THW-Einsatzkraft im Februar 1984 vor Ort.
Zum Schluss der Recherche wandte ich mich per Mail erfolgreich an die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Ich war bei der Internetrecherche auf verschiedene Fotos gestoßen, deren Urheber die Direktion ist.

Meine Motivation war, den Besucher sofort durch das Videomaterial in die Geschichte „zu ziehen“. Inspiriert von der Scrollytelling-Geschichte Snowfall der New York Times wählte ich den Weg, hinter den prominent in Szene gesetzten Überschrift und Teaser ein automatisch abspielendes Video aus dem Material Bäumers einzubauen. Nach verschiedenen gescheiterten Versuchen, dies über eingebettete Youtube- und Vimeovideos zu realisieren, musste ich den komprimierten Schnipsel direkt hochladen. Vorher hatte ich den eindrucksvollsten Ausschnitt, der die überflutete Hauptstraße zeigt, entsprechend mit dem einfachen, aber effektiven, Videoschnittprogramm von Microsoft geschnitten und komprimiert.
Nach dem Einstieg durch Video, Überschrift und Teaser gibt es verschiedene Module, die fast ausnahmslos den gleichen Prinzip folgen, um den Nutzer bei der Rezeption nicht zu verwirren:
• Ein Textblock auf der linken Seite, der die Geschichte erzählt und eher schmal angelegt ist, damit das Auge die Zeilen schnell erfassen kann. Der Text ist immer noch das wichtigste Erzählinstrument, weshalb sich die entsprechenden Bereiche durch den weißen Hintergrund klar farblich abgrenzen.
• Die verschiedenen Textbereiche sind jeweils mit einem Bildern unterlegt, das im besten Falle zu den erzählten Informationen passt. Gezielt wurden hier, soweit möglich, Bilder ausgewählt, die markante Punkte Betzdorfs, die sich im Laufe der letzten 30 Jahren kaum verändert haben, zeigen, damit gerade die jüngeren Leser sich des Ausmaßes des Hochwasser bewusst werden können.
• Teilweise wurde ein zusätzliches Element im rechten Bereich eines Moduls eingebaut. Dies geschah sparsam, um nicht zu sehr von der Leseerfahrung abzulenken. Letztlich sind es drei verschiedene Zusatzbereich:
1. Ein aktuelles Foto von Matthias Rötter, das ich bei ihm zu Hause aufnahm.
2. Eine animierte GIF-Animation, die in Endlosschleife ein Boot zeigt auf der überfluteten Fußgängerzone – eine durchaus faszinierende Szene für Ortskundige. Eine GIF-Animation erschien mir passender als ein Video, da sie weniger Speicherplatz verbraucht und zudem nicht erst einen Klick des Nutzers auf einen Play-Button benötigt, um abgespielt zu werden. Die Animation erstellte ich aus geschnittenem Videomaterial und wandelte es mittels imgflip um.
3. Ein eingebettetes Youtube-Video, das den Film von Bäumer komplett zeigt. So erhält der interessierte Besucher zum Schluss einen Gesamteindruck von der Katastrophe – eine Art Zusatzleistung zu der vorher erzählten Geschichte. Um dies umzusetzen, erstellte ich extra einen Youtube-Kanal.
Verbunden werden die einzelnen Module mittels Parallax-Scrolling. Dies ist ein relativ moderner Effekt, um Übergänge zwischen Erzählelementen möglichst flüssig zu gestalten. Neben den oben erläuterten Elementen baute ich außerdem eine eingescannte Überschrift aus der Rhein-Zeitung vom Tag des Hochwassers ein. Damit soll die Erzählung um ein zusätzliches Element bereichert werden, das einen historisch authentischen Eindruck der außergewöhnlichen Lage vermittelt.

Der Kanzler-Biograf aus Wallmenroth

Im Herbst 2014 bestimmte Heribert Schwan die Medienschlagzeilen. Er hatte Zitate von Helmut Kohl gegen dessen Willen in einem Buch veröffentlicht. Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr ich, dass Schwan in Wallmenroth, meinem Heimatdorf, aufgewachsen ist. Es lag nahe, eine Story über einen so prominenten „Sohn“ der Verbandsgemeinde Betzdorf im Betzdorfer Blick zu veröffentlichen.
Über den Bürgermeister Wallmenroths, Michael Wäschenbach, gelangte ich zu der Email-Adresse Schwans mit der Bitte um ein Treffen. Es folgten einige Emails und Telefonate, in denen ich vertröstest wurde. Schließlich gelang ein Treffen in seiner Wahlheimat Köln, wo ich ihn für rund 90 Minuten in einem Café interviewte.
Zur Vorbereitung studierte ich gründlich seine Website, sah mir einige Videos mit und über ihn im Internet an und las die damalige Titelstory des Spiegel über seine Kohl-Biografie. Außerdem ließ ich mir Erinnerungen wiedergeben von einem älteren Bewohner Wallmenroths, der Schwans Vater als Volksschullehrer erlebt hatte.
Da es sich beim Betzdorfer Blick um ein Magazin mit lokaler Ausrichtung handelt, lag der Fokus des Gesprächs mit Schwan und des späteren Texts auf seinem Bezug zu Wallmenroth.

Da der Ortstermin mit Schwan nicht zustande kam, fehlte es an Fotomaterial. Ein Foto in Köln hatte sich nicht ergeben. Letztlich baute ich zwei Bildelemente ein, um den Text aufzulockern:
1. Eine Collage, die ich selbst anfertigte, um Schwans Bezug zu Wallmenroth zu illustrieren. Darauf sind der Autor im Portrait und eine ikonografische Abbildung des Glockenhäuschen zu sehen. Bei diesem Gebäude handelt es sich um das einzige Wahrzeichens Wallmenroths, immerhin mit einem hohen Wiedererkennungswert.
2. Ein eingebettetes Youtube-Video von Spiegel TV. Darin werden prägnant die Hintergründe zusammengefasst, die Schwan im vergangenen Herbst in die Schlagzeilen und Bestsellerlisten verhalfen. Somit erübrigt sich auch eine erneute textliche Einordnung der damaligen Geschehnisse.
Beide Elemente sind gezielt auf der linken Spalte positioniert. Auf ein großes Aufmacherfoto wurde gezielt verzichtet, damit der Leser sofort in den Text einsteigt. Die Überschrift und den Teaser in das Bild zu integrieren erwies sich zudem als kaum umsetzbar, da die Kontraste zwischen Buchstaben und Bildkonturen nicht sichtbar „ineinandergeflossen“ wären.

Maas Attacks!

Streetart wird in erster Linie kaum mit Provinz assoziiert. Umso faszinierender fand ich das Schaffen von Maximilian Maas. Er ist nämlich Streetart-Künstler aus der Provinz, aus Betzdorf. Über Facebook nahm ich Kontakt mit ihm auf und traf mich zweimal mit ihm, um mehr über ihn zu erfahren, Fotos aufzunehmen und auszutauschen.

Das Sujet bietet sich geradezu an, möglichst bildstark umgesetzt zu werden. Als besonders wichtig erschien mir bei der Gestaltung des Einstiegs, dass der Blick des Besuchers durch die Geste des Protagonisten auf die Überschrift und den Teaser gelenkt wird. Damit ergänzen sich sowohl Bild- als auch Textebene elegant. Dies gelang durch die Positionierung der Spraydose von „Maas“.
Der eigentliche Artikelbereich gliedert sich in folgende Bestandteile:
• Den mittig gesetzten Textblöcken. Durch ihre Positionierung stellen sie die Geschichte der Hauptperson in den Vordergrund.
• Sie werden passend zum Textinhalt (Bilder aus dem Skizzenbuch des Künstlers) auf der rechten Spalte von einer kleinen Galerie ergänzt und einem kleinen Foto, das einen Eindruck der Kostüme von Steffens vermitteln soll.
• Diese Elemente wechseln sich ab mit großformatigen Bildern, die das Schaffen des Künstlern in seinem Detailreichtum präsentieren sollen – wiederum passend zum Textinhalt.
• Als Zusatzleistung für den interessierten Leser bietet die Seite zudem abschließend eine Bildergalerie an. Sie zeigt die „Top 10“ der Werke Steffens. Diese hatte ich ihn im Vorfeld auswählen lassen.

“Betzdorf ist tolerant!”

Auch Betzdorf setzte nach den Anschlägen in Paris ein Zeichen. Mitte Januar fand eine Kundgebung dazu statt. Als Lokalreporter des AK Kurier berichtete ich von dem Ereignis. Für die exakte Wiedergabe des Abends recherchierte ich Hintergründe und korrekte Schreibweisen der mir nicht bekannten Redner von den muslimischen Gemeinden.

 

Das Stück ist der einzige Artikel auf dem Betzdorfer Blick, der bereits in einem anderen Medium veröffentlicht wurde. Angesichts einer Kundgebung in solch einem historischen Kontext, erschien es mir allerdings nötig, den Abend für den Betzdorfer Blick in neuem Gewand zu präsentieren, so dass er für die Nachwelt entsprechend seiner Bedeutung weiterhin erlebbar bleibt. Dazu entwarf ich eine zum Text und Anlass emotional packendere Bildsprache: Es dominiert ernstes Weiß auf tristem Schwarz-Grau. Hierzu wandelte ich meine Fotos in Schwarz-Weiß um. Die Bilder, die die Menschenmenge zeigen, wählte ich als großformatigen Hintergrund. Die Fotos der Redner positionierte ich neben den entsprechenden Textbereichen, die den jeweiligen Redeinhalt wiedergeben. Zur schnelleren Erfassung fügte ich auf diesen Fotos prägnante Zitate ein. Die einzelnen Bildabschnitte verband ich meistens durch schwarze Verlaufskonturen, um hier auch die visuelle Erzählung möglichst zusammenhängend präsentieren zu können. Wie bei der Story über das Jahrhunderthochwasser „fließen“ die einzelnen Module mittels Parallax beim Scrollen ineinander, um ein zusammenhängendes Leseerlebnis zu ermöglichen.

 

4. Resümee

Insgesamt ließen sich die eingangs erwähnten Ansprüche an ein modernes Digital-Storytelling verwirklichen. Gleichzeitig hat sich herausgestellt, dass diese Art der technischen Inhaltsaufbereitung weit mehr Arbeit in Anspruch nimmt als Content für ein News-Portal aufzubereiten.
Dies gilt in gleicher Weise für den inhaltlichen Anspruch. Am lehrreichsten war für mich, den Unterschied zwischen Magazinjournalismus und den mir vertrauten Tageszeitungsjournalismus zu erfahren. Ich musste feststellen: Die tiefergehende Aufbereitung von Inhalten für ein Online-Magazin zieht einen Mehraufwand an Recherche mit sich. Nicht selten führen Quellen zu neuen Quellen, die einem wiederum andere Quellen empfehlen.
In diesem Zusammenhang musste ich ebenfalls lernen, dass manche Recherchen ergebnislos enden: Mal sagte mir ein sogenannter Geocacher kurzfristig einen vereinbarten Termin ab, an dem er mir für einen Artikel Strecken erläutern wollte; mal meldet sich der ehemalige katholischer Priester, mittlerweile in Bayern wohnend, nicht, um das vereinbarte Telefonat umzusetzen. Das sind nur einige Beispiele.
Trotzdem: Der Mehraufwand bedeutet im besten Fall aber auch einen narrativen Mehrwert für den Leser und damit ebenfalls für den Journalisten bzw. den Verlag. Denn Besucher beschäftigen sich ausführlicher mit den längeren Texten und den damit verknüpften Medienelementen. Dies macht umfangreichere Hintergrund-Inhalte und Online-Magazine dann wiederum attraktiver für Werbepartner.